*Ilka Becker, Become what you are! Ästhetisierungsausdruck und Atmosphären in der visuellen Kultur der Gegenwart, Vortrag 2003“Atmosphären haben, da sie innerhalb der westlichen, visuell dominierten Kultur beiläufig wirken, authentifizierende Funktionen übernommen. In einer Welt, die in Subkulturen zerfallen ist, gewinnt das Authentische, das eine Aura der Dinge zu vermitteln in der Lage ist, immer mehr an Bedeutung. Atmosphäre ist daher eine wichtige Verständnisbasis für Gemeinsamkeit in einer Weltkultur der subkulturellen Differenz.”*
Zuallererst stand die Idee, in der Architektenausbildung einen anderen Ansatz zu wählen, Raum zu entwerfen. Ich kritisierte die ewig weissen, abstrakten Kartonmodelle und monotonen Begrifflichkeiten wie „Raumdefinition, Erschliessung, Zirkulation, usw.“ - wo doch moderne Architektur nach wie vor grosse Akzeptanzprobleme bei ihren Benutzern hervorruft. Diese „User“ nehmen Architektur nämlich ganz anders wahr, als wir an der Hochschule unterrichten: sie sprechen eher von Gemütlichkeit, Wärme, kalten Räumen - kurzum, es wird eher die Wirkung von Räumen beschrieben und die Gefühle, die sie evozieren. Das ist wie im Kino: gut inszenierte Szenen und Sets versetzen uns bei manchen Filmen wirklich für eine gewisse Zeit in eine andere Welt, in eine Art Trance, weil sie eine ganz besondere Stimmung hervorrufen können. Und genau damit arbeitet ja Hollywood ganz besonders gerne.
Wie kann ich also Entwerfen lernen, um genau solche Gefühle hervorzurufen, wie es das Kino kann? Und das jede und jeder versteht? Ist das denn nicht genau Atmosphäre, wenn ich einen Raum projiziere, auf den alle Betrachter eine emotionale Reaktion zeigen?
Ich gab den Studierenden mehrere Vorlesungen über atmosphärische Räume, wir sahen uns Filme an und lernten eine Methode, erst Sets und dann Räume zu entwickeln, die ganz gezielt besondere emotionale Wirkungen entfalten.